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Chronik der LiKüRa-Ehrengarde e.V.
aus 1983 von Georg Dreher

Es ist eigentlich schon erstaunlich. Während 1933 politische Wirrköpfe ihr Heil in einer neuen Partei suchten, gab es Rheinländer, die ganz anderes im Sinn hatten - den Karneval. Welch ein Gegensatz, aber auch welch eine augenfällige Hinwendung zu Werten, die man in Gefahr sah.

Maximilian Breuer hatte schon in jungen Jahren in Limperich Anker geworfen. Schuld daran war die anmutige Gastwirtstochter Lilly, die er dann zum Traualtar führte. Nun muß man wissen, daß der stolze Ehemann in der Gaststätte Gödderz in Alfter beheimatet war. Und dort kennt man nicht nur den Spargel, sondern auch den Rheinischen Karneval. So galt das Dorf am Vorgebirge schon in damaliger Zeit als Hochburg des Karnevals.

Letzteres wiederum hat bei Maximilian Breuer tiefe Spuren hinterlassen. Immer wieder träumte er in seiner neuen Wahlheimat davon, einen Karnevalsverein aus der Taufe zu heben.

Da Breuer ein kluger Taktiker und rheinisches Schlitzohr im besten Sinne des Wortes war, fädelte er die Sache entsprechend ein. So scharte Maximilian einige Getreue um sich, die er mit dem "Bazillus Karneval" behutsam infizierte. Was dann so aussah, daß er die Auserwählten und künftigen Mitstreiter ins Schlepptau nach Alfter mitnahm. Dort erlebten die Limpericher natürlich den Karneval in Rheinkultur. Und die Sache färbte tatsächlich ab. Breuers Rechnung ging voll auf. Sein Ziel, die Pioniere mögen Geschmack am närrischen Tun bekommen, hatte er schneller erreicht als erwartet.

Maximilian Breuer

Maximilian ging natürlich mit gutem Beispiel voran und gewandete sich damals in die prächtige Uniform eines stolzen Husaren. Das machte unheimlichen Eindruck auf seine Getreuen. 1933 schritt man zur Tat und übernahm die Vaterschaft über einen neuen Ehrenbürger, der als "EHRENGARDE" in das närrische Taufregister eingetragen wurde. Er selbst nahm für sich den klangvollen Titel "Staatspräsident" in Anspruch und der ist auch bis zu seinem Tode im Jahre 1969 geblieben.

Neben Breuer zählten noch Jakob Büsgen, Hans Tünsmeyer, Heinrich Austermann, Willi Hagen, Johann Tillmann und Willi Bayley zu den Männern der ersten Stunde". Letzerer ging in die Vereinsgeschichte als erstes Tanzmariechen ein. Noch heute gibt es einige alte Fotos, die an diese Zeit erinnern. Männer als Tanzmariechen - heute eigentlich kaum noch vorstellbar angesichts der hübschen Beine und fliegenden Röcke schöner Evastöchter.

Tanzpaar

In der Gastwirtschaft Gödderz tagte man natürlich und schmiedete Pläne. Noch bevor die "EHRENGARDE" offiziell gegründet war, beteiligten sich ihre Väter erstmals an einem Beueler Karnevalszug. In entsprechender Verpackung präsentierten sie den "nördlichen Weinberg der Welt". Unschwer zu erraten, wer die Idee dazu hatte, weiß man doch von Maximilian, daß er seinen Rebengarten am Finkenberg wie einen Augapfel hütete.

Mit gewaltigen persönlichen Anstrengungen beschafften die Ehrengardisten sich die ersten Uniformen. Zu der typischen Stadtsoldaten-Ausrüstung gehörte damals auch ein zünftiger Dreispitz. In den ersten Jahren des Bestehens beschränkte man sich auf Besuch von Sitzungen in der Nachbarschaft. Zu der jeweiligen Session gehörten aber auch eigene Veranstaltungen im Stammquartier der LiKüRa-Ehrengarde.

Rosenmontagszug 1958

Der Krieg setzte schließlich dem hoffnungsvoll begonnenen Vereinsleben ein jähes Ende. Erst nach 1945 sammelte Maximilian wieder seine Getreuen um sich und dann begann eigentlich die entscheidende Phase des Aufbaus.

Der damaligen Not gehorchend, verstand man es, Gönner und Freunde für das rheinische Brauchtum zu finden und zu begeistern.

Der LI-KÜ-RA-Narrenstaat wurde mehr und mehr zu einem festen Begriff. Maximilian Breuer entwickelte immer wieder neue Pläne, suchte Mitstreiter und verschaffte der EHRENGARDE einen Bekanntheitsgrad, der über die Grenzen Beuels weit hinausging.

Stammquartier

Winzerhof

Staatspräsident

Zu den Großtaten der damaligen Zeit gehörte zweifelslos der kühne Plan, ein eigenes Fanfarencorps zu gründen. Auch in dieser Beziehung erwies sich der Staatspräsident als umsichtiger und weitblickender Organisator.

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1955 war es soweit. Maximilian Breuer überraschte mit der Botschaft, daß er mit Karl Nolden einen hervorragenden Musikmeister gefunden habe.

Karl Nolden

Was folgte, waren Jahre, die der Ausbildung und Werbung neuer Mitglieder galten. Recht schnell entwickelte sich das Fanfarencorps zu einem wichtigen Bestandteil und Aushängeschild der LiKüRa-Ehrengarde. Vor allen Dingen waren es junge Leute, die Spaß an diesem Tun hatten und sich im Fanfaren-Corps engagierten. Das zarte Pflänzchen wuchs heran und gedieh prächtig. Im Hintergrund natürlich Maximilian als großer Mäzen, der nach einer ihm eigenen Methode dafür sorgte, daß Instrumente und Uniformen beschafft werden konnten.

Fanfarencorps

Der Durchbruch kam viel schneller als erwartet. Nicht zuletzt waren es der damalige Bürgermeister Hans Steger und damalige Stadtdirektor Franz Brock, die frühzeitig erkannten, welcher Stellenwert der Ehrengarde im Beueler Karneval zukommt. Beide sorgten dafür, daß dieses Corps gewissermaßen zum "Stabsmusikcorps der Stadt Beuel" aufgewertet wurde. Karnevalistische Ereignisse ohne die LiKüRa-Ehrengarde waren einfach gar nicht mehr denkbar.

Stabsmusikcorps der Stadt Beuel

Längst im Ennert festgeschrieben, daß die LiKüRa-Ehrengarde zum Gefolge der jeweiligen Liküra-Prinzessin gehört. Wobei natürlich auch bemerkt werden muß, daß in der über mittlerweile 50. jährigen Geschichte des LiKüRa-Zuges die Ehrengarde eine Reihe von Prinzessinnen gestellt hat.

Stabsmusikcorps der Stadt Beuel

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